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dr robert June 13, 2009 -
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Meine Erfahrungen mit der Band Van Hellsing
mönchengladbach | 52 mal gelesen
Van Hellsing – Kleine Reise durch den Garage Punk
Punk war schon immer etwas provozierendes. Egal wie die Leute nun Punk lebten, sie eckten damit an, suchten manchmal den Streit ziemlich gezielt, pöbelten, randalierten. Die Sache ist also nie einfach gewesen mit dem Punk und der Gesellschaft.
Auf der Bühne stehen Leute, singen Texte über Politik und Liebe, unten bewegt sich ein Mob, mit wilden Haarfrisuren. Der halbe Liter sollte nicht mehr als 1,50 Euro kosten, denn alles andere ist Kommerz.
Ich hab die Mönchengladbacher Band schon zwei Mal auf größeren Festivals gesehen. In Hannover, wo nur solche Freaks sich zu einer wochenendlichen Horde zusammenrotten. Und ich mittendrin. Aber es geht dann nicht darum zu provozieren, sondern darum zu feiern und seine Ruhe zu haben. Der Ärger wartet ja bekanntlich Montags mit dem Wecker. Und so ist auch der Sound, der von der Bühne kommt: geladen mit Energie dazu eine Stimme, die sich wie ein V8 Motor anhört. Da zuckt dann der Mob, Arme und Beine schlackern durch die Gegend, am Rand stehen die Leute, wippen mit den Köpfen. Sänger HoJoe Hurricane lässt es sich dann nicht nehmen, mal einen satten Sprung ins Publikum zu wagen und auf den Knien herumzurutschen oder die Boxen zu erklimmen. Ob er das unverletzt überlebt, ist die zweite Frage. Selbstzugefügte Gesichtsblessuren sind keine Seltenheit. Soviel zur Sicherheit. Nichts ist sicher. Sollte jemand mal im Bandbus mitfahren, so unterstehe er sich, bei einem kurzen Stopp austreten zu gehen! MightyMcFly meinte, trotz offener Tür einfach weiterzufahren, als ich die Band in Mannheim begleitete, um sie zu filmen. Das ganze brachte mir einen lockeren Sprint über zweihundert Meter ein. Den Laden hätte ich allein nicht gefunden. Um den Mann weiter zu beschreiben: Er stellt sich manchmal etwas ungeschickt an, wenn er keine Gitarre in der Hand hat. Ich habe jedenfalls noch nie von jemandem gehört, der sich beim Kartoffelernten, die Finger gebrochen hat.
Das Leben geht irgendwie weiter... Der Alltag ruft, wenn die Leute zur Arbeit gehen, die wie HoJoe Hurricane sagt, es erst ermöglicht, dass man sich auf das Wochenende freut. Da werden sich natürlich andere Bands angeschaut: X-Ray Harpoons, die Kamikaze Queens oder Monster Magnet. Oder man fährt einfach in Szenekneipe anderer Städte. Noch bis vor nicht allzulanger Zeit traf man sich regelmäßig in der Gladbacher Kneipe Garage, die von einem ehemaligen Bandmitglied betrieben wurde. Aber die Szene war einfach zu klein und der Laden schloss.
So fährt man hin, wo Gleichgesinnte sind. Leute, die in anderen Bands spielen oder schreiben oder malen, die auch bei den Leuten zu Partys ein- und ausgehen. Es geht um Freundschaft, um Veränderung, nicht nur gesellschaftlich, sondern auch privat. Die persönliche Geschichte muss irgendwie weitererzählt werden. So wird an jedem Song gefeilt, wird einmal die Woche in den Räumen am Gladbacher Bahnhof geprobt.
Die Leute sind bedeutend ruhiger als es ihr Outfit andeutet. Auch das Publikum. Im Garagepunk, der seine Wurzeln in den Sechzigern hat, geht es, trotz einer Menge Chaos, vielmehr darum einen schönen Abend zu haben, ohne dabei kritiklos oder einfältig zu sein. Punks wird immer unterstellt, dass sie Drogen nehmen und ein langes Vorstrafenregister haben. Bei den Herren kommt höchstens mal die Polizei wegen lauter Musik.
Es geht um Spaß. Alles wird, nach guter alter Punkrockmanier, selbst organisiert: die Konzerte, die Plakate, das Instrumente schleppen und auch die Hin- und Rückfahrt. Da gibt es niemanden, der einem reinredet. Man einigt sich untereinander.
Es geht um die Menschen auf den Konzerten. Ich kann mir von keinem vorstellen, dass er ohne das drumherum noch auftreten würde. Vorher trifft man alte Bekannte und lernt neue Gesichter kennen, die irgendwann, irgendwo wieder auftauchen, auf irgendwelchen Punkkonzerten. Es wird diskutiert, Neuigkeiten ausgetauscht. So kann man denn mit Rain van Hellsing stundenlang über Klabusterbeeren diskutieren, während der Bassmann auf der Bühne, wie im Privaten einen sehr ruhigen Eindruck macht. Auch für Christian van Hellsing und Oddel gilt, dass lieber gelacht als sich gegrämt wird.
Die Texte schreibt HoJoe Hurricane. So handelt der Text „Valley of Tears“ über ein Opfer des Ku Klux Clans. Andererseits wird immer wieder über Einsamkeit oder Liebe gesungen, wie zum Beispiel in dem Song „Dirty Garage Rocker“ oder „Blood and LSD“.
Da die Musik vielfältig ist, langsame Stücke, beinahe Balladen genauso wie treibende und schnelle Rhythmen beinhaltet, will Van Hellsing auch nicht recht in irgendeine Schublade passen, obwohl Garage Punk es wohl am ehesten trifft. So ist der Punk, der sich nicht auf das provozieren bezieht, sondern mit den vielen Jahren gewachsen ist, ein anderer als der, den die Medien propagieren. Punk ist eine Lebenseinstellung, die auch ohne Unmengen von Alkohol und Ärger kritisch und provokativ sein kann.
Egal, ob man nun einen Hang zum Punk hat, eines kann ich wirklich versprechen: Die Auftritte der Gladbacher Band sind niemals langweilig. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Band einmal anschauen. Keine Angst! Es wird niemand verletzt!
Wer etwas über die Band erfahren möchte, kann dies unter myspace http://www.myspace.com/dirtygaragerocker, oder www.vanhellsing.com tun.
Da sind Konzertankündigungen oder unter dem Link Jukebox kann auch die aktuelle Single heruntergeladen werden.
Videos gibt es bei Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=bG0o3-tGxDU
http://www.youtube.com/watch?v=aO8--IU8tts
Wer ein humorvolles Comic über die Band lesen möchte oder ein Theaterstück in dem Musik der Band eingebettet ist, kann dies unter:
http://freakforce.net/doctorrobert/